Neuer Job für Generation 50+, Wege in die neue berufliche Zukunft
Viele Menschen sehen sich auf dem Jobmarkt mit der Herausforderung konfrontiert, sich mit 50+ erneut zu bewerben, denn den einen sicheren Job bis zur Rente, den gibt es heute nicht mehr. Jobwechsel gehören auf einem dynamischen Arbeitsmarkt vielmehr zur Tagesordnung. Für alle, die sich in diesem Markt bewegen, ist es daher besonders wichtig, aktiv, offen, neugierig und aufgeschlossen zu sein.
Eine Generation hat es auf diesem Business-Highway besonders schwer. Die Generation ab 50+, die mit ihrem Engagement dafür gesorgt hat, dass sich die Wirtschaft, die Unternehmen und auch die Arbeitsweisen weiterentwickelt haben und noch entwickeln. Ab 50 Jahren eine neue Aufgabe zu finden, ist eine echte Herausforderung. In vielen Unternehmen halten sich hartnäckig Vorurteile: Zu alt, zu teuer, keine Ahnung von moderner Technik und Internet. Obwohl diese Klischees in wissenschaftlichen Studien längst widerlegt wurden, müssen sich Bewerber*innen immer wieder damit auseinandersetzen. Wie können sie Vorurteile entkräften, sich gegen jüngere Mitbewerber*innen behaupten und trotz hoher Absagen-Quote den Mut nicht verlieren?
Das Allheilmittel habe ich auch nicht gefunden. Und ich will ehrlich sein: Manchmal sind wir es auch selbst, die diese Hindernisse entweder fein sorgfältig aufbauen oder zumindest intensiv pflegen. Wenn dann aus einer Bewerbung nichts wird und sich Frust und Wut aufbauen, haben viele von uns ihre Erklärung bereits parat. Manch eine*r ertappt sich dabei, den Argumenten der Firmen insgeheim zuzustimmen, obwohl diese fachlich nicht richtig sind.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann möchte ich Ihnen gerne drei Lösungen anbieten, mit denen Sie auf dem Arbeitsmarkt punkten können und die Ihnen eine faire Chance auf einen neuen Job eröffnen.
Vergessen Sie Ihr Alter
Beginnen wir mit einem einfachen, aber wichtigen Punkt: Das Alter können wir nicht ändern. Wir sind so alt oder jung, wie wir sind und das ist gut so. Leider haben viele Bewerber*innen ein schlechtes Gewissen bezüglich Ihres Alters, was sie dazu veranlasst, dies immer wieder entschuldigend zu erwähnen. Mir sitzen oftmals Menschen gegenüber, die mit Sätzen wie „ich bin halt schon xx Jahre alt, ob ich da noch etwas finde?" oder „Glauben Sie, mich nimmt noch jemand mit xx Jahren?" ihrem eigenen Alter eine negative Bedeutung verleihen. Wenn Sie sich selbst zu alt finden, warum sollte es der Arbeitgeber nicht auch tun? Versuchen Sie also, wohlwollend auf Ihre eigene Lebenserfahrung zu blicken und machen Sie sich klar, wie viel mehr Wissen Sie angesammelt haben als etwa Berufsanfänger*innen.
Das Alter zu nennen, ist in einem Bewerbungsprozess zudem kein Muss, ganz gleich, ob Sie jung oder alt sind. Das wäre nach dem AGG, dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, zudem nicht rechtens. Meine Empfehlung lautet daher: Natürlich können Sie in Ihrem CV Ihr Alter angeben, jedoch müssen Sie es in Gesprächen nicht proaktiv erwähnen oder gar problematisieren. Denken Sie vor und in den Gesprächen immer daran, dass das Alter keine besondere Eigenschaft ist, die Sie unbedingt anführen müssen. Machen Sie sich frei von diesem Gedanken, der nur allzu oft einen guten Auftritt be- und manchmal auch verhindert.
Betonen Sie Ihre Stärken
Nehmen Sie sich stattdessen in Ihrem Bewerbungsprozess unbedingt die Zeit und schreiben sich in Ruhe Stichpunkte zu den besonderen Errungenschaften Ihrer Karriere auf. Hier sind die Wichtigsten:
- Erfahrung
- Einstellung
- Schwerpunkte
- Erfolge
- Positionen und Funktionen
- Weiterbildungen/Qualifikationen
- Ehrenämter
- Beförderungen
- Entwicklungen
Sie werden feststellen: Sie haben auf vielen Feldern Stärken, mit denen Sie richtig punkten können. In diesen Bereichen sind Sie hervorragend aufgestellt und fast unschlagbar. Entwickeln Sie auf Basis dieser persönlichen Karriere-Highlights Ihre Bewerbung, Ihren Auftritt und Ihre Gespräche. So werden Sie zu einem interessanten und für das Unternehmen wertvollen Gesprächspartner.
Ergreifen Sie die Initiative
Verändern Sie außerdem Ihre Vorgehensweise im Bewerbungsprozess. Drehen Sie den Spieß doch einfach um und übernehmen den aktiven Part. Denn die meisten Menschen schreiben Ihre Bewerbung und hoffen dann auf die Einladung zu einem Gespräch. Versuchen Sie stattdessen aktiv die „Entscheider" ihres Wunschunternehmens zu erreichen. Recherchieren Sie, wo Sie gerne arbeiten würden und warum, schreiben Sie der verantwortlichen Person über berufliche Netzwerke oder via Email. Hat ein Kennenlerngespräch stattgefunden, bewerben Sie sich danach initiativ. Das ist eine erfolgversprechende Variante, die ich meinen Klienten zum verdeckten Stellenmarkt mit auf den Weg gebe und gemeinsam mit ihnen erarbeite. Getreu dem Leitsatz: „Ich bewerbe mich nicht, um ein Gespräch zu erhalten, sondern ich führe ein Gespräch, um mich zu bewerben.“ Das können Sie, das dürfen Sie und das sollten Sie.
Bonus-Insight: Bearbeiten Sie den „verdeckten Stellenmarkt“
Der größte Stellenmarkt ist immer noch der sogenannte „verdeckte Stellenmarkt“, also Positionen, die zu besetzen, aber nicht ausgeschrieben sind. In Deutschland fallen darunter 75 Prozent aller zu vergebenden Jobs. Dieser riesige Markt sollte ab sofort Ihr Zielmarkt werden. Das Gute daran ist, dass diesen Markt nur fünf Prozent aller Bewerber*innen aktiv bearbeiten und für sich nutzen. Das ist nicht der einfachste Weg, denn er erfordert, die Entscheider direkt anzusprechen, aber der effektivste und effizienteste. Probieren Sie ihn einfach aus.
Herzlichst, Michael H. Hahl